"Alles was im Körper Gestalt annimmt, hat entsprechend dazu auch eine seelische Seite. Wo Form ist, muss auch Inhalt sein - oder wie Platon es formulierte: "Hinter jedem Ding ist eine Idee." Sobald der Inhalt die Form verlässt, zerfällt diese - wie an der Leiche zu beobachten...
... Erst die Körperlichkeit der Krankheitsbilder erlaubt uns., an die darin verschlüsselten seelischen Inhalte heranzukommen. Körperliche Form ohne Inhalt hat keinen Bestand, wie der Tod zeigt; Inhalt ohne Form sehr wohl, wie Ideen, Lieder oder die unsterbliche Seele belegen..
Alles geschaffene kommt aus der Einheit und verkörpert sich mit dem Eintritt in die Polarität. Krankheit gehört zum Weg in die Polarität. Denkt man an Hierarchien , wäre also dem Geistig-Seelischen durchaus die erste Stelle vor dem Körper zuzubilligen. In der Auseinandersetzung mit Krankheit bewährt es sich trotzdem, beide als annähernd gleichwertig zu betrachten und jedenfalls nicht der nachgeordneten körperlichen Ebene den Vorzug oder gar einen Alleinvertretungsanspruch einzuräumen. So wenig wie Körper und Seele im Leben wirklich zu trennen sind, so wenig bewährt es sich in der Therapie (Medizin)."
Aus "Krankheit als Symbol" von Rüdiger Dahlie