Still wurde als Sohn eines Methodistenpredigers geboren und wuchs in Amerika während der Nord- und Südstaaten Kriege auf. Die damaligen Prediger, die auch in den Indianergrenzgebieten bei den dort angesiedelten Siedlern eingesetzt wurden, waren meist auch als Ärzte unterwegs. Still begleitete seinen Vater auf solchen Krankenbesuchen, das stundenlanges Reiten mit den Pferden, durch das damalige Grenzgebiet des praktisch noch unbesiedelten „wilden“ amerikanischen Mittelwesten, mit sich brachten. Enttäuscht von den Behandlungsmöglichkeiten der damaligen Ärzte entwickelte er sein eigenes Konzept. Still suchte nach einer Heilmethode die ohne Medikamenten auskam und die die heilende Kraft der Natur beinhaltete. Zu dieser Zeit gab es nur zwei therapeutische Schulen, die ohne Medikamente auskamen. Dies waren einerseits die Bonesetter (Knocheneinrenker) und andererseits die Heiler. Still war ein durch und durch praktischer Mensch. Als begabter Erfinder und Maschinist fühlte er sich insbesondere zu der Anatomie und deren praktischer Umsetzung durch die Bonesetter hingezogen. Er beschäftigte sich u.a. auch mit Heilpraktiken der Indianer. Still hatte den Drang mit seinen Händen zu arbeiten und zu heilen. Er fand für sich heraus, dass wenn der Mensch krank ist, sein „universelles Fluidum“ es nicht schafft, frei zu zirkulieren und dass es dann ein bewusstes Verstehen der krankmachenden Zusammenhänge und einen manuellen Anstoss des Therapeuten benötigt. Von den Bonesettern und von der Anatomie / Pathologie lehrte er, dass er genau wissen musste, wo sich das Hindernis im Körper befindet. Die Zeichen für ein Hindernis des universellen Fluidums waren Blut- Lymphstau oder blockierte Nerven. Dann benötigt der Körper teilweise eine Justierung seitens des Therapeuten, damit der Körper wieder vollkommen in der Lage ist, sich selber zu heilen. Die Heiler lehrten ihn Geduld und die Natur mit Respekt arbeiten zu lassen. Auch lehrten sie ihn, mit seinem Bewusstsein an den Ort zu gehen, wo das universelle Fluidum nicht frei fliesst. „Sein wichtigster Leitsatz für seine Studenten war: „Remove all obstructions and when intelligently done, the nature will kindly do the rest“ oder einfacher: „find it, fix it (oder adjust it), leave it allone“. Still war Heiler, wo es den Heiler brauchte, und er war Bonesetter, wo es etwas zu justieren gab.“
Berühmte Zitate von Still
“Die Gesundheit zu finden sollte das Anliegen des Arztes sein. Jeder kann die Krankheit finden.“ (Still, II-16) „Es ist unsere Aufgabe die Selbstheilungskräfte des Menschen wieder zu aktivieren.“ „Die Gehirnflüssigkeit ist das wertvollste bekannte Element im menschlichen Körper {…} der logisch denkende Mensch wird begreifen, dass dieser grosse Lebensstrom angezapft werden muss, um das ausdörrende Feld der Gewebe zu bewässern, bevor die Ernte der Gesundheit für immer verloren geht.“ (Magoun, Prolog) „Die Osteopathie beruht auf der Vollkommenheit der Arbeit der Natur. Wenn alle Teile des menschlichen Körpers wohlgeordnet sind besteht Gesundheit, wenn dies nicht der Fall ist, ist die Wirkung Krankheit. Wenn die Teile neu angepasst sind, weicht die Krankheit der Gesundheit, Die Arbeit des Osteopathen besteht darin, dem Körper vom anormalen Zustand in den Normalzustand anzupassen. Damit weicht der anormale Zustand dem Normalzustand und das Ergebnis des Normalzustand besteht in der Gesundheit.“ (Still, IV-8)
Prinzipien der Osteopathie
1. Der Körper ist eine Einheit
2. Der Körper besitzt selbstregulierende Mechanismen
3. Struktur und Funktion stehen in reziproker Beziehung zueinander
4. Eine vernünftige Behandlung basiert auf dem Verstehen der selbstregulierenden Körpermechanismen und der wechselseitigen Beziehung von Struktur und Funktion im Körper (Becker, I-16)
Teilgebiete innerhalb der Osteopathie
Die Parietal Osteopathie befasst sich v.a. mit dem Bewegungsapparat, sie geht auf A.T. Still zurück und ist die ursprüngliche Osteopathie.
Die Viscerale Osteopathie befasst sich mit den Organen und ihrer korrekten Position im Körper. Sie wurde erst nach Stills Tod in den 40er Jahren entwickelt.
Die Craniosacrale Osteopathie, auch Schädelosteopathie genannt, wurde von W. G. Sutherland, ein Schüler von Still, in den 30er/40er Jahren des 20. Jahrhunderts entwickelt.
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